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1. Kleine Geographie von Elsaß-Lothringen - S. 25

1895 - Straßburg : Heitz
25 13. Das Breufch- oder Schirmecker Thal, dessen innerer Teil das Steinthal genannt. wird. Dieses ist jener .merkwürdige Schauplatz des fast sech- zigjährigen, wunderbar gesegneten Wirkens des be- rühmten Pfarrers Oberlin.1 Es hat seineu Nameu von dem alten Schlosse Stein, welches über Belle- sosse hervorragt. Das Steinthal besteht aus 8 Dörfern: Rothau, Nenweiler, Wildersbach, Solbach, Urbach (Fouday), Waldersbach, Bellefosse und Schönberg (öelmont), nebst vier Weilern und einigen Meier- Höfen. Das Steinthal und das Schirmecker Thal werden durch die B r e u s ch bewässert, welche oberhalb Saales, am Fuße des Wiubergs (Climont), entspringt. Zuerst fließt sie in nordöstlicher Richtung nach Rothau und Schirmeck, wendet sich dann allmählich nach Osten, nimmt bei Urmatt die Hasel und deren Zufluß, die Nideck, auf und durchschneidet das ganze Thal bis nach Mutzig, wo sie sich in zwei Arme teilt; der linke, welcher den Hauptstrom bildet, bewässert Mols he im; der rechte fließt bei Dorlisheim, Altorf, Düttleuheim und Düppigheim vorbei; beide Arme vereinigen sich unterhalb Haugenbieten und bilden wieder die eigentliche Arensch, welche, nachdem sie 1 Joh. Friede. Oberlin wurde im Jahr 1740 zu Straß' bürg geboren. (Gest. 1826.) Im Jahre 1767 kam er als Pfarrer nach Waldbach (Waldersbach), wo er 59 Jahre — nach dem Ausdruck des Präfekten des Niederrheins, Lezay- Marnefia — die „Vorsehung des Stein- thales" war.

2. Theil 3 - S. 26

1880 - Stuttgart : Heitz
26 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. bekannten, endlich darauf denken mußten,, sich mit einander zu verbinden, auf den Fall, daß die katholischen Stände sie etwa bekriegen wollten. Die Verbindung geschah zu Torgau und hieß daher der Torgauer Bund (1526). An der Spitze dieser Verbindung standen der Kurfürst von Sachsen, Johann der Standhafte (1525—32), der seinem Bruder, Friedrich dem Weisen, gefolgt war, und der treffliche Landgraf von Hessen, Philipp der Großmüthige, und außer ihnen nahmen die Herzoge von Braunschweig und Mecklenburg, der Fürst von Anhalt, die Grafen von Mansfeld und die Städte Magdeburg, Straßburg, Augsburg und Nürnberg daran Theil. 86. Der Bauernkrieg. — Thomas Münzer. — Die Wiedertäufer. Die Bauern hatten es damals in Deutschland sehr schlimm. Sie waren zwar nicht eigentlich Leibeigene, mußten aber manche Tage der Woche für die Herrschaft arbeiten und wurden nicht allein vom Landesherrn, sondern auch von dem Gutsbesitzer mit Abgaben oft so sehr belastet, daß die armen Menschen ihres Lebens gar nicht froh werden konnten. Sie hatten daher auch schon einige Male vor Luthers Auftreten hier und da versucht, mit Gewalt die Last abzuschütteln; aber man hatte sie jedes Mal mit Härte wieder unterworfen. Nun erfolgte die Reformation und regte die vorhandene Gähruug noch mehr auf. Luther lehrte, jeder Mensch müsse christliche Freiheit haben; damit meinte er, daß jeder die Freiheit haben müsse, Gott und Jesum nach der Vorschrift des Evangeliums zu verehren. Aber die einfältigen Bauern nahmen das anders und glaubten, Luther meine, sie brauchten ihren Herren nicht mehr zu gehorchen, da er doch gerade den Gehorsam gegen die, Obrigkeit recht eingeschärft hatte. In Schwaben, in der Nähe des Bodensees, brach 1525 der Aufruhr der Bauern zuerst aus und verbreitete sich mit Blitzesschnelle weiter, ehe noch die anwohnenden Fürsten — der sogenannte schwäbische Bund — Zeit hatten, ihre Truppen zusammenzuziehen. Anfangs verfuhren die Bauern unter Führung des' Hans Müller von Bulgenbach, eines ehemaligen Soldaten, noch ziemlich gemäßigt. Mit rothem Mantel und rothem Baret an der Spitze seiner Anhänger zog Müller von Flecken zu Flecken ; auf einem mit Laub und Bändern geschmückten Wagen ward die Haupt- und Sturm-

3. Theil 3 - S. 28

1880 - Stuttgart : Heitz
28 Neue Geschichte. 1. Periode. Reformation. Wehrlosen, und der Markgraf von Ansbach ließ 85 Bauern die Augen ausstechen, weil sie einmal gesagt hatten, sie wollten ihn nicht mehr ansehen. Die Zahl der Gebliebenen aus beiden Seiten wurde auf 100—150,000 gerechnet. Beide Theile hatten in blinder' Wuth zerstört und verwüstet; in Franken allein waren über 200 Stätten verbrannter Dörfer. Mehrere Tausend Waisen irrten ohne Obdach umher. Die Ruhe war wieder hergestellt, aber es war die Ruhe des Kirchhofs, die nur von dem Jammer unzähliger Opfer unterbrochen wurde. Es währte lange, ehe aus der Asche verbrannter Dörfer neue Wohnungen emporstiegen. Etwas Aehnliches trug sich in demselben Jahre in Thüringen zu. Als Luther die Bilderstürmereien in Sachsen unterdrückt hatte, waren die Wildesten über die Grenze gegangen. Nur ein schwärmerischer Prediger, Thomas Münzer, einst ein Schüler Luthers, war in Thüringen geblieben und trieb nach wie vor sein Wesen; zuerst in Zwickau. Er predigte nicht nur gegen den Papst, sondern auch gegen Luther, weil dessen Lehre nicht weit genug ginge und nur die Kirche, nicht auch die weltliche Obrigkeit verbessern wolle. Es müßte Gemeinschaft der Güter eingeführt und die Gewalt der Fürsten abgeschafft werden. Dabei verlangte Münzer von seinen Anhängern, daß sie sich nicht nur der groben Laster enthielten, sondern auch safteten, in schlechten Kleidern gingen, immer ernsthast und traurig aussähen, wenig sprächen, den Bart wachsen ließen und von Gott Offenbarungen durch Träume erwarteten. Wenn dann keine sich zeigten, so müsse man derb auf Gott schelten; das sähe er gern, weil es ein Zeichen eines eifrigen Gemüths sei u. s. w. Daß aber Münzer nicht blos ein überspannter Thor, sondern auch ein Betrüger war, hat sich bald erwiesen. Es lief ihm bald eine Menge von Menschen nach; alle halten Träume, erzählten sie Münzer, und dieser legte sie ihnen aus. Endlich wurde der Lärm so arg, daß der Kurfürst den Patron aus dem Lande jagte. Aber er kam bald wieder, und die Bürger von Mühlhausen in Thüringen wählten ihn gar zu ihrem Prediger. Nun erst wurde der Lärm recht arg. Münzer predigte Aufruhr und Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und da der Magistrat das nicht dulden wollte, jagte Münzer denselben aus der Stadt und machte sich zum Bürgermeister. Da er lehrte, daß alle Güter allen gehören müßten (Kommunismus), und den Reichen ihre Besitzungen wegnahm, so bekam er auch vom Lande großen Zulauf; das faule Volk wollte nicht mehr arbeiten und schmauste nun von dem Gelde der Rei-

4. Theil 3 - S. 33

1880 - Stuttgart : Heitz
Ungarische und türkische Verhältnisse. 33 Türken, unter denen 60,000 Schanzgräber waren. Die Stadt Rhodns wurde berennt, und bald wankten die Mauern durch die zahllosen Kugeln der Türken; ,aber des tapfern Villiers Entschluß, die Stadt bis aufs äußerste zu vertheidigen, wankte nicht. Mehrere Stürme wurden zurückgeschlagen; Tausende von Türken waren schon vor den Mauern begraben worden und schon wollte Sulei-ntsltt zurückgehen, da meldeten ihm seine Kundschafter, daß die Stadt ja nur von einem Häuflein Krieger vertheidigt werde. Snleiman ließ aufs neue anrennen; ein Theil der Mauern stürzte zusammen; die Türken setzten sich in der Stadt fest — da sahen sie am andern Morgen, daß Villiers eine neue Mauer und einen Graben während der Nacht hatte anlegen lassen. Suleiman erstaunte über den Muth des Großmeisters und ehrte dessen Beharrlichkeit; er bot ihm freien und ehrenvollen Abschied an, wenn er die Stadt übergeben wolle. Auch jetzt noch wollte Villiers den Kampf fortsetzen; aber er wurde von den Rittern überstimmt, welche den Ort für nicht mehr haltbar erklärten. So fiel Rhodns in die Hände der Türken. Suleiman ehrte die Tapferkeit seines Feindes, nannte ihn seinen Vater und bezeigte ihm sein Bedauern, daß er ihn in seinem Alter aus seiner Wohnung vertreiben müsse. Die Johanniter, nun ihres Obdachs beraubt, erhielten vom Kaiser Karl V. die Insel Malta geschenkt, die damals zum Königreich Neapel gehörte, und nahmen davon den Namen Malteserritter an. Von nun an wandte sich Suleiman gegen Siebenbürgen und Ungarn. Hier war Wladislaw Ii. König gewesen, ein Enkel des Kaisers Albrecht Ii., der als Eidam Sigismunds (1437) König von Ungarn geworden war, und Schwestersohn des jungen Ladislaus, der oben bei Friedrich Iii. erwähnt worden ist. Mit jenem Wladislaw Ii. hatte Kaiser Maximilian I. eine Doppelheirath verabredet, die für Oestreich sehr ersprießlich geworden, weil Ungarn dadurch an dies Haus gekommen ist. Auf einer Zusammenkunft in Wien nämlich (1515) wurde zwischen beiden Fürsten bestimmt, daß Wladislaws dreijähriges Töchterchen Anna mit Maximilians vierjährigem Enkelchen Ferdinand (dem nachherigen Kaiser) vermählt werden sollte, ebenso eine Verheiratung zwischen Maximilians achtjähriger Enkelin Maria und dem neunjährigen Sohne Wladislaws, Ludwig dem Frühzeitigen. Beide Heirathen wurden auch späterhin wirklich vollzogen. Als Wladislaw (1516) gestorben war, wurde sein Sohn Weltgeschichte für Töchter. Iii. 16. Aufl. 3

5. Theil 3 - S. 171

1880 - Stuttgart : Heitz
Gustav Erichson, König von Schweden. 171 habe. Sie läuteten schnell die Sturmglocke. Die Nachbardörfer, zu denen der Wind den Schall Hinübertrieb, läuteten auch und alsbald waren einige Tausend bewaffnete Bauern beisammen, die den Hos stürmten, wo sich die Dänen gelagert hatten. Diese wären verloren gewesen, hätten sie nicht schnell versprochen, Erichson in Ruhe zu lassen. Er machte sich nun geschwind davon und eilte noch tiefer in die Wildnisse hinein. Kaum aber war er fort, so erschien ein anderer schwedischer Edelmann, Lars Orlosson, in Mora. Er bestätigte nicht nur alles, was Gustav erzählt hatte, sondern setzte noch hinzu: Christian würde nächstens eine Blutreise durch Schweden machen, auch ins Gebirg kommen und neue Steuern auslegen. Damit aber die Bauern sich nicht empörten, so würde er jedem einen Arm und ein Bein abhauen lassen. Die Dalekarlier standen erschrocken da und bedauerten, daß sie Erichson hätten ziehen lassen. Kaum aber hörte Orlosson, daß dieser sich in der Gegend aufhielt, als er ihnen versicherte, dieser und kein anderer sei dazu gemacht, die Schweden zu retten. Dies bestätigte ein dritter flüchtiger Edelmann, der Augenzeuge von dem Blutbade in Stockholm gewesen war. Seine Schilderung riß die Bauern bis zur Wuth fort. Sie schickten dem Gustav Eilboten mit Schlittschuhen nach. Er wurde auch bald eingeholt, zurückgebracht und mit Jauchzen empfangen. Zweihundert Mann erboten sich gleich mit ihm zu ziehen. Mit ihnen erstürmte er ein Bergschloß und vertheilte die darin gefundene Kasse unter sie. Das machte großes Aussehen; wen nicht die Vaterlandsliebe antrieb, den lockte der Gewinn, und in wenigen Tagen waren schon 3000 Mann unter seinen Befehlen. Sein Heer machte reißende Fortschritte. Indessen übergehen wir hier die einzelnen Vorfälle des Krieges. Es sei genug, zu sagen, daß sich immer mehr gut gesinnte Schweden zu den ehrlichen Dalekarliern schlugen. Die Dänen verloren eine Stadt, eine Provinz nach der andern und waren endlich zuletzt nur auf Stockholm beschränkt, welches Gustav zu Wasser und zu Lande belagerte; denn die entzückten Schweden hatten ihn bereits zu ihrem Reichsfeldherrn ernannt. Aber damit waren sie nicht zufrieden; sie trugen ihm auch einstimmig die Königswürde an; jeder drängte sich auf dem Reichstage, welcher dazu in Strengnäs (1523) gehalten wurde, zu ihm heran, nm ihm mit Lobsprüchen und Danksagungen zu überhäufen. Gustav Erichson war sehr gerührt. „Ich danke euch, meine theuern Landsleute," sprach er, „für eure Liebe.

6. Theil 3 - S. 248

1880 - Stuttgart : Heitz
248 Neue Geschichte. *2. Periode. Frankreich. rale gehorcht hatten, — wurde ihnen angekündigt, der König wolle, daß beide Städte verbrannt würden; doch sollte den Einwohnem erlaubt sein, das Ihrige nach den benachbarten französischen Städten zu retten. Auf den Knieen baten die zitternden Bürger um Milderung; sie hätten ja nichts verbrochen. Aber das half nichts; das einzige, was man ihnen bewilligte und als große Menschlichkeit anrechnete, war, daß man ihnen einige Hundert Wagen zum Transport lieferte. Als sie aber ihre Sachen aufpacken wollten, hieß es: „Nein! erst eure Lebensmittel!" — und als diese aufgeladen waren, fuhren die Franzosen mit den Wagen davon nach ihren Festungen. Auch hatte man den Bürgern versprochen, daß die Domkirchen in beiden Städten verschont bleiben sollten, und daher brachten sie ihre kostbaren Habseligkeiten dahin zur Bewahrung. Endlich hieß es: „Nun ziehet aus! der Brand soll anfangen!" Da verließen in Speier am zweiten Pfingsttage Tausende von Männern, Weibern, Kindern, Greisen, die theuern Wolmungeu, jeder mit dem bepackt, was ihm am liebsten war, und suchten Obdach in den benachbarten, ihnen aber fremden Orten, während die französischen Soldaten in die verlassenen Häuser einbrachen und alles Zurückgelassene ausplünderten. Jetzt wurde Speier auf ein gegebenes Zeichen angezündet und brannte binnen zwei Tagen ganz nieder; was von Mauern stehen blieb, wurde durch Hebeisen der Erde gleich gemacht. Der Dom wurde ausgeplündert. Man riß selbst die Kaisergrüfte vor dem Kreuzaltare auf, durchwühlte die Särge Kaiser Albrechts I. und der Kaiserin Beatrix, Friedrich Barbarossa's Frau, und ließ die Särge der fränkischen Kaiser nur darum ungestört, weil sie tiefer lagen und man in jenen nichts von Bedeutung gefunden hatte. Worms hatte einen Tag später dasselbe Schicksal und brannte in einem Nachmittage nieder. Der Dom blieb zwar stehen, aber alle Kostbarkeiten wurden weggenommen, die Gräber und Särge durchwühlt und die Leichen mit Hohngelächter umgeworfen. Einige Offiziere, die durch den Anblick aller dieser Schändlichkeiten gerührt wurden, fragten einen Oberbefehlshaber, was denn die armen Bewohner verbrochen hätten? „Der König will es!" war die Antwort, und zugleich wies er ihnen eine Liste von 1200 Städten und Dörfern, die noch verbrannt werden sollten. Indessen zur Ehre des Königs sei es gesagt, daß sein Name, wie das Königen oft geschieht, hierbei gemißbraucht wurde. Er wußte die Grausamkeiten nicht in ihrem ganzen Umfange, und als er sie mehrere Monate später erfuhr,

7. Theil 3 - S. 200

1880 - Stuttgart : Heitz
200 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Gegen Mittag waren die Kaiserlichen im Besitz aller Theile der Stadt. Die armen Bürger erwarteten nun mit Zittern in ihren Häusern, was ihr Schicksal sein würde. Tilly hatte den Soldaten die Stadt zur Plünderung übergeben. Jetzt stürzten sie, vorzüglich die Wallonen, welche Graf Pappenheim commandirte, auf die Häuser los. Die Thüren waren bald eingeschlagen und nun eröffneten sich Scenen, welche in ihrer ganzen Gräßlichkeit zu schreiben keine Feder vermag. Mit dem Rufe: „Jesus Maria?" drangen sie in die- Wohnungen ein; die Bewohner wurden entweder gleich niedergehauen oder erst gemartert, um die verborgenen Schätze anzuzeigen. Väter wurden vor den Augen ihrer Kinder erstochen, Frauen in den Armen ihrer Männer erwürgt und Kinder an der Wand zerschmettert. Nicht einmal die schwachen Mädchen wurden verschont. Manche stürzten sich vor Angst von den oberen Fenstern herab, oder suchten in den Wellen der Elbe Rettung. In einer Kirche wurden 53 Frauen, die sich dorthin geflüchtet hatten, aufgefunden, ihnen die Hände auf den Rücken gebunden und dann die Köpfe abgeschlagen. Jetzt brachen auch die Kroaten, die wildesten und räuberischsten unter allen, in die Stadt und hielten eine fürchterliche Nachlese. Man sah, wie diese Unmenschen kleine Kinder, die auf den Gassen herumliefen und nach ihren Müttern schrien, bei den Beinen ergriffen und in die brennende Glut warfen; denn bereits war Feuer an die Häuser gelegt und schon brannten ganze Straßen. Andere spießten die- Kinder auf und ließen sie langsam braten. Doch genug von diesen entsetzlichen Unthaten, vor denen die Menschheit schaudert! Ein heftiger Sturm peitschte das Feuer bald zu einem großen Flammenmeere; die Flammen flogen schnell von Straße zu Straße und in 10 Stunden war von einer der schönsten und reichsten Städte Deutschlands nichts mehr übrig als die Domkirche, ein Kloster und eine Reihe ärmlicher Fischerhäuser. Alles Uebrige lag in Asche und Graus. Als nun ganze Straßen in Flammen standen und die Luft glühte, mußten sich die Bürger eiligst zurückziehen. Welch ein Gedränge durch die Trümmer und Leichen und durch das strömende Blut! Einige menschlich fühlende Offiziere waren während der ärgsten Plünderung vor das Thor geeilt, wo Tilly hielt und dem Brande zusah, und baten ihn, doch dem Blutvergießen Einhalt zu thun. „Kommt in einer Stunde wieder," antwortete er; „ich werde dann sehen, was ich thun werde. Der Soldat muß für seine Arbeit auch etwas

8. Theil 3 - S. 202

1880 - Stuttgart : Heitz
202 Neue Geschichte. 2. Periode. Dreißigjähriger Krieg. Mitleiden in seiner Seele aufzutauchen. Aber der Eindruck war nur gering; denn er schrieb an den Kaiser mit Wonnegefühl: „Seit dem Untergange von Troja und Jerusalem ist kein ähnlicher Sieg erfochten worden." — Auch pflegte er nachmals mit grausamem Spotte das Blutbad die Magdeburgische Hochzeit zu nennen.*) *) Wir haben noch einige Erzählungen von solchen Einwohnern übrig, die sich gerettet haben. Die kürzeste davon mag hier des Beispiels wegen stehen: „Ms unser Schullehrer am 20. Mai Morgens seinen Unterricht geendigt hatte und mit seinen Schülern, zu denen ich gehörte, betete, entstand ein Geschrei in der Straße: die Stadt sei erobert. Flintenschüsse bestätigten die Wahrheit dieser Aussage, noch mehr das Sturmgeläute. Sogleich lies uns der Lehrer auseinander gehen. Er empfahl uns dem Schutze Gottes und sagte, daß wir uns wahrscheinlich erst im Himmel wiedersehen würden: In einem Augenblicke machten wir uns alle davon, der eine hierhin, der andere dorthin. Ich erreichte den breiten Weg (die Hauptstraße, die durch die ganze Stadt führt) und sah der Stadtwage gegenüber, neben der Hauptwache, einen Haufen Soldaten, den Säbel in der Hand. Neben ihnen lagen viele andere Soldaten auf der Erde todt ausgestreckt. Dieser Anblick machte mich schaudern. Ich lief aus allen Kräften und schlug die Pelikanstraße ein, in der Hoffnung, das Haus meines Vaters erreichen'zu können. Aber kaum hatte ich in dieser Absicht einige Schritte gethan, als ich mich mitten unter einem andern Haufen Soldaten befand, die eben einen Menschen niederstießen, den ich sich in seinem Blute wälzen sah. Dieser Anblick erschütterte mich mit solcher Gewalt, daß ich nicht weiter laufen konnte. Ich flüchtete mich indessen in ein Haus, dem Wirthshause zum Pelikan gegenüber. Hier stieß ich auf einen alten Mann, der mir sagte: „Liebes Kind, was fuchst du hier? Rette dich lieber, ehe du den Soldaten in die Hände fällst." Ich wollte eben seinem Rathe folgen, aber dazu hatte ich keine Zeit mehr; denn ein Haufe Kroaten drang in das Haus ein, als ich es eben verlassen wollte. Sie schwangen den Säbel über den alten Mattn und forderten Alles, was er habe. Ungesäumt öffnete ihnen dieser einen Kasten vqll Gold, Silber und Kleinodien. Sie fielen darüber her, steckten ein, so fiel in ihre Taschen ging, das Uebrige thaten sie in einen Korb. Dann schossen sie den alten Mann nieder. Ich schlich mich geschwind fort und suchte mich hinter einige alte Kisten zu verstecken. Indem ich so überall herumkroch, erblickte ich eine sehr schöne junge Dame, die mich dringend bat, fortzugehen, um sie nicht zu verrathen. Ich gehorchte ihr; ehe ich aber noch wußte, wohin ich mich wenden sollte, hielten mich die Kroaten sest und einer von ihnen schrie: „Halt, du Hundejunge! da nimm den Korb und trag ihn vor mir her!" Ich griff, schnell zu und begleitete sie überall, wohin sie gingen. Sie stiegen in mehrere Keller und beraubten Männer und Frauen ohne Erbarmen. Als wir aus dem einen Keller wieder heraufstiegen, sahen wir mit Entsetzen, daß das Feuer schon das Haus ergriffen habe. Wir drangen mitten durch die Flammen und machten uns geschwind davon. Wahrscheinlich sind alle Die, welche noch im Hause waren, darin umgekommen. Seit dem Tage habe ich meinen Vater und meine Mutter nie wiedergesehen!" Wie viele Herzen mögen in jenen wenigen Stunden angstvoll geschlagen haben!

9. Theil 3 - S. 203

1880 - Stuttgart : Heitz
Schlacht bei Leipzig. 203 8. Die Schlacht bei Leipzig, 7. Sept. 1631. Gustav Adolph hatte nun, weil ihm Johann Georg den Durchzug durch Sachsen nicht erlauben wollte, einen Umweg durch die Altmark machen müssen. Bei der Gelegenheit machte er sich die Freude, die durch Wallenstein vertriebenen Herzöge von Mecklenburg wieder einzusetzen. Wie dankbar blickten die Mecklenburger zu ihm hinauf! Er führte die Herzöge selbst nach ihrer Residenz Güstrow zurück, wo sie unter dem Jauchzen des Volkes ihren Einzug hielten, und als auf dem Markte mehrere Fässer Wein dem Volke überlassen wurden, befahl er, daß jede Mutter, die einen Säugling hätte, diesen herzutragen und ihm von dem Wein zu trinken geben sollte, damit noch die Kindeskinder dieses -Einzuges der vertriebenen Fürsten gedenken möchten. Als er nach Tangermünde an der Elbe kam, stellte man ihm die dort gemachten kaiserlichen Gefangenen vor. Sie fielen vor ihm auf die Kniee nieder, falteten die Hände und baten um Gnade. Gustav-sah sie streng an und sprach: „Steht auf! so muß man keinen Menschen verehren; ich bin nicht Gott. Werft euch vor dem höchsten Wesen nieder und dankt ihm, daß ich euch das Leben schenke. Ihr habt euch hier im Lande als Räuber aufgeführt. Wenn ihr die Stärkeren wäret, habt ihr meinen Schweden kein Quartier gegeben; ihr habt sie grausamer behandelt, als es die Türken gethan haben würden. Ihr hättet alle den Tod verdient; aber ich begnadige euch. Geht, lebt und dankt Gott sür meine Milde!" Tilly konnte sich in dem ausgeplünderten Niedersachsen nicht mehr halten. Dagegen warf er sein Auge auf das Kurfürstenthum Sachsen, welches bis jetzt am wenigsten gelitten hatte, und verlangte vom Kurfürsten, daß er seine Soldaten zu ihm stoßen ließe und die verlangten Lieferungen hergäbe. Johann Georg machte Umstände. Da schickte Tilly gleich seine Vortruppen ins Land, die damit anfingen, einige Städte auszuplündern. Und das war nur das Vorspiel; denn nun rückte Tilly mit dem eigentlichen Heerhaufen erst auf Leipzig los, beschoß es mit Bomben und nahm es ein. Der Kurfürst wußte sich vor Augst und Schrecken nicht zu lassen. Wie bereute er jetzt, nicht das Bündniß mit den Schweden angenommen zu haben! „Vielleicht ist es noch Zeit," Welches Jammergeschrei mag ausgestoßen, welche Schmerzen gefühlt worden sein, von denen die Geschichte nichts weiß! Alles wurde durch den ungeheuern Brand wie mit einem Schleier bedeckt.

10. Theil 3 - S. 27

1880 - Stuttgart : Heitz
Bauernkrieg. 27 fahne hinter ihm hergefahren. Sie setzten ihre Forderungen in 12 Artikeln auf, schickten sie nach Wittenberg und baten Melanch-thon und Luther um ihre Meinung. Luther erließ zuerst ein Schreiben an die Fürsten und Herren und ermahnte sie zur Nachgiebigkeit und Milde; denn einige Forderungen der Bauern wären gerecht und billig. Den Bauern riethen beide, sich sogleich zu unterwerfen. „Vergesset nicht," schrieben sie, „daß in der heiligen Schrift geschrieben stehet: die Rache ist mein; ich will vergelten." Das hatten die Ausrührer nicht erwartet, und beschlossen, sich nun selbst zu helfen. Indessen rückten nun auch die Truppen herbei und schlugen auf sie los. Dadurch entstand ein wüthender Krieg, in welchem scheußliche Grausamkeiten verübt wurden. Fast überall mußten die Bauern den Kürzern ziehen, dafür rächten sie sich an denen, die ihnen in die Hände fielen. In dem würtembergischen Städtchen Weinsberg fiel ein Graf von Helfenstein nebst 70 Mann Rittern und Knechten in ihre Hände, und da sie gerade erfahren hatten, daß der schwäbische Bund einige der gesangenen Bauern hatte hinrichten lassen, so verurtheilten sie den Grafen und dessen Leute zum Tode. Vergebens warf sich die Gräfin, eine Tochter Kaiser Maximilians, die, von Angst getrieben, ihr zweijähriges Kind auf dem Arme, herbeigeeilt war, auf die Kniee und stehete um sein Leben. Der rohe Hausen verhöhnte sie in ihrem Jammer und machte noch vor ihren Augen die Anstalten zu seinem Tode. Vergebens bot der Graf 30,000 Gulden für sein Leben; man antwortete ihm mit Hohnlachen. Während einige ihre Spieße vorhielten, jagten die andern ihn mit Peitschenhieben hinein, und ein Junge, der früher in seinen Diensten gestanden hatte, spielte ihm aus Hohn auf der Pfeife dazu vor. Der Gräfin rissen sie dann das schreiende Kind vom Arme, verwundeten es, mißhandelten sie selbst und führten sie endlich auf einem Mistwagen nach Heilbronn zurück. Eben so verfuhren aber auch die gegen sie ausgeschickten Truppen, die einmal 800 wehrlose Bauern niederhieben und jenen schändlichen Buben, der dem Grasen zum Tode vorgespielt hatte, am langsamen Feuer verbrannten. Aber je mehr Bauern den Tod fanden, desto reißender griff der Aufruhr um sich und breitete sich säst über das ganze südliche Deutschland aus, bis denn endlich die gemeinsame Macht der Fürsten die Bauern zur Unterwerfung zwang. Man verfuhr nun gegen die Irregeleiteten recht grausam. Der Kurfürst von Trier und der Bischof von Würzburg zogen mit dem Scharfrichter umher und hängten, köpften und viertheilten die
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